2025/01/22
Den Gordischen Knoten lösen
von Dr. Christian G. Pätzold
In der Geschichte der Menschen gab es einige spannende Rätsel, die gelöst werden sollten. Einige von ihnen konnten gelöst werden, andere nicht. Bekannt sind bspw. die mathematischen Rätsel, über die sich schon Generationen von Mathematikern vergeblich die Köpfe zerbrochen haben. Oder die Entzifferung der altägyptischen Hieroglyphen, die schließlich mit Hilfe des dreisprachigen Steins von Rosetta gelang. Oder die Entschlüsselung des menschlichen Genoms, an der intensiv gearbeitet wird. Oder das Ei des Kolumbus. Und: Warum ist die Banane krumm?
Ein bekanntes Rätsel, das schon über 2.000 Jahre alt ist, ist die Lösung des Gordischen Knotens. Die Geschichte des Gordischen Knotens ist aus der Antike bei Plutarch und bei Quintus Curtius Rufus überliefert. Danach bestand der Gordische Knoten aus kunstvoll verknoteten Seilen am Streitwagen des phrygischen Königs Gordios, die die Deichsel des Wagens mit dem Zugjoch verbanden. Der Gordische Knoten soll aus dem Bast der Kornelkirsche geflochten worden sein. König Gordios soll übrigens auch der Vater des berühmten Königs Midas gewesen sein.
Nach einem Orakel sollte derjenige Herrscher über Kleinasien werden, der den Gordischen Knoten lösen konnte. Viele Männer sollen es versucht haben, aber keinem war es gelungen. Erst als Alexander der Große (356 vuZ - 323 vuZ), der König von Makedonien, im Frühjahr des denkwürdigen Jahres 333 vor unserer Zeitrechnung (3-3-3, bei Issos Keilerei, haben wir im Geschichtsunterricht gelernt) auf seinem Zug Richtung Persien nach Gordion, der von König Gordios gegründeten Stadt in Anatolien, kam, soll ihm die Lösung des Gordischen Knotens gelungen sein, indem er einfach sein Schwert zückte und den Gordischen Knoten damit durchschlug. Die Prophezeiung wurde wahr und Alexander wurde Herrscher über ganz Kleinasien.
Aber damit gab sich Alexander nicht zufrieden. Das griechische Heer Alexanders gelangte noch weiter nach Osten, bis nach Taxila in Pakistan. Dort waren die griechischen Soldaten schon so dezimiert und wahrscheinlich hatten sie auch Heimweh nach Griechenland, so dass sie den Rückzug antraten. Alexander der Große eroberte nicht nur Kleinasien, das Gebiet der heutigen Türkei, sondern später auch noch Ägypten, wo er als Pharao angesehen wurde und die Stadt Alexandria am Mittelmeer gründete. In seiner Jugend war Alexander in der makedonischen Hauptstadt Pella ein Schüler des griechischen Philosophen Aristoteles gewesen. Mit Alexander begann die antike Epoche des Hellenismus.
Jedenfalls ist die Redewendung vom Durchschlagen des Gordischen Knotens noch heute bekannt, wenn von der Lösung eines schwierigen Problems mit unkonventionellen Mitteln gesprochen wird. Andererseits, wenn Alexander nicht da gewesen wäre, dann hätten wir vielleicht heute noch ein hübsches Rätsel, an dem Knotenexperten herumbasteln könnten. Insgesamt betrachtet war Alexander ein jugendlicher Militarist und Imperialist, der ein großes Imperium begründete, das aber bald unterging, genau so wie das spätere Römische Imperium.
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2025/01/18
Dagmar Sinn
Bilder aus der Lüneburger Heide
Die Lüneburger Heide bei sonnigem Wetter.
Foto von © Dagmar Sinn, 27.9.2024.
Das Tal vom Totengrund, 1 km von Wilsede entfernt.
Der Name stammt wahrscheinlich von dem unfruchtbaren Boden.
Foto von © Dagmar Sinn, 27.9.2024.
Abschied von der Lüneburger Heide.
Foto von © Dagmar Sinn, 27.9.2024.
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2025/01/14
Wolfgang Webers Lesebühnen in Berlin
© Wolfgang Weber, Januar 2025.
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2025/01/12
Rio Reiser zum 75.
West-Berlin 9. Januar 1950 - Fresenhagen/Nordfriesland 20. August 1996
Quelle: Wikimedia Commons.
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2025/01/10
Tagebuch 1974, Teil 79: Luang Prabang (Laos)
von Dr. Christian G. Pätzold
Auf der Ladefläche eines Lasters durch die Bergwelt von Laos. 20.01.1974.
20. Januar 1974, Kasi - Luang Prabang, Sonntag
Morgens hat uns ein Laster nach Luang Prabang mitgenommen, der Decken auf der offenen Ladefläche geladen hatte. Wir waren zusammen 8 Ausländer und 2 Laoten oben auf der Ladefläche und wurden völlig zugestaubt, da die Straße nicht asphaltiert war. Gleich nach Kasi fängt das malerische Gebirge an, das sehr hoch und bewaldet ist. Die Straße führt an Berghängen entlang, die Vegetation ist tropisch.
Dass wir Reisende auf der offenen Ladefläche des Lasters untergebracht waren, war kein Problem bei dem schönen Wetter. Der Laster fuhr ziemlich langsam über die verschlungenen Bergstraßen. Das war auch nötig, denn wenn er schnell gefahren wäre, wäre er vielleicht einen Abhang in die Tiefe gestürzt, und das wäre es dann mit uns gewesen.
Zwischen Vientiane und Luang Prabang gab es an die 30 Schlagbäume und Straßensperren der laotischen Regierungstruppen. Die Regierungstruppen waren an ihren roten Fahnen mit 3 weißen Elefanten zu erkennen. Es gab unterwegs auch verschanzte Regierungsstützpunkte, an einem Stützpunkt gab es sogar einen Hubschrauber und Kanonen. Alle Leute liefen auf der Straße mit Gewehren herum.
Unterwegs kamen wir an etwa 20 Dörfern der Hill Tribes vorbei, die Tribe Peoples trugen traditionelle Kleidung. Es war viel Viehhaltung zu sehen, Schweine, Kühe und Wasserbüffel. Wir kamen auch an 2 Opiumfeldern vorbei. Wir waren ja hier im berühmten Golden Triangle des Opiumanbaus, wo der Schlafmohn so gut wächst.
In Luang Prabang angekommen haben wir 1.500 Kip (5 DM) pro Person für die Fahrt mit dem Laster bezahlt. Wir sind in der Royal Travellers Lodge abgestiegen, die einem Inder gehörte. Die Übernachtung kostete nur 500 Kip (weniger als 2 DM) pro Person, obwohl die Absteige "Königliche Reisende Herberge" hieß.
Einige Preise: Milchkaffee 50 Kip (etwa 15 Pfennige), Kola 70 bis 100 Kip, Kleines Weißbrot 30 bis 50 Kip, Nudelsuppe 100 bis 200 Kip (weniger als 1 DM), Reis mit Gemüse 300 Kip (1 DM), Zigaretten waren billig: 20 Stück für 80 Kip (25 Pfennig).
21. Januar 1974, Luang Prabang, Montag
In Luang Prabang waren wir im Informationsamt der Regierung, wo wir einen Propagandafilm gegen die Kommunisten gesehen haben. Die Story handelte von einem Regierungsarzt, dem die Medikamente von einer lokalen Dorfbande gestohlen wurden, die sie an die Nao Lao Hak Sat verkauften. Ein anwesender älterer Mann erklärte uns, dass das die Viet Minh wäre und als ich fragte: Pathet Lao ?, antwortete er: "That's all the same." Ich vermutete, dass der Film von der CIA finanziert worden war. Es gab hier auch eine "Lao-American Association", in der Fotos über das schöne Amerika ausgestellt waren und eine Bibliothek vorhanden war.
Anschließend haben wir ein paar der zahlreichen beeindruckenden Wats besucht, darunter die große Tempelanlage Wat Xieng Thong am Mekong.
22. Januar 1974, Luang Prabang, Dienstag
Morgens sind wir zum Mekong gegangen und haben zusammen mit einem englischen Zahnarzt und seiner Frau ein Motorboot gemietet, für 4.500 Kip (15 DM). Wir wollten zu den berühmten Pak Ou Caves fahren, die etwa 25 Kilometer nördlich von Luang Prabang am Mekong liegen. Es handelt sich um 2 Kalksteinhöhlen, die nur mit dem Boot über den Mekong erreichbar sind. Die Höhlen liegen an der Mündung des Flusses Nam Ou in den Mekong. Sie sind ein buddhistischer Wallfahrtsort mit hunderten von Buddhastatuen, vor allem aus Holz, die als Opfergaben von Pilgern aufgestellt wurden. Die Buddhas sollten wahrscheinlich die Wünsche der Pilger erfüllen.
Für die Hinfahrt zu den Höhlen stromaufwärts brauchte unser Boot 3 ½ Stunden, für die Rückfahrt mit der Strömung des Mekong nur 1 ½ Stunden. Wo der Nam Ou in den Mekong fließt sei der letzte Regierungsposten, danach käme das von der Pathet Lao beherrschte Gebiet, sagte unser Schiffer etwas ängstlich. Unterwegs haben wir eine Mekong Brauerei am Strand gesehen, wo aus Reis Alkohol gebraut wurde. Es waren auch Soldaten mit der Regierungsfahne am Strand zu sehen. Die Fahrt auf dem Mekong war schön, denn die Landschaft mit den Bergen ist malerisch und tropisch, obwohl der Motor des Bootes etwas zu laut war.
Abends haben wir in einem Restaurant in Luang Prabang französisch gegessen, an der Stelle, an der der Fluss Nam Khan in den Mekong fließt.
Postscriptum Januar 2025:
Die Stadt Luang Prabang mit ihren historischen Bauten ist seit 1995 UNESCO Weltkulturerbe. Heute besuchen viele Reisende die Stadt, obwohl Laos ein kommunistischer Staat ist. Der Aufenthalt in Laos ist nicht teuer. Im Moment entspricht 1 €uro etwa 23.000 laotischen Kip.
Laos ist flächenmäßig etwa so groß wie die alte Bundesrepublik Deutschland vor 1990. In Laos lebten 1974 aber nur etwa 3 Millionen Menschen. Laos war daher sehr viel dünner besiedelt als Deutschland. Es gab viel Landschaft und viel tropische Natur. Dazwischen gab es nur wenige kleinere Städte.
© Dr. Christian G. Pätzold, Januar 2025.
Blick von den Pak Ou Höhlen auf den Mekong, 2011. Quelle: Wikimedia Commons.
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2025/01/06
Tagebuch 1974, Teil 78: Vientiane II (Laos)
von Dr. Christian G. Pätzold
Stupa Pha That Luang in Vientiane, das Nationalsymbol von Laos.
Foto von Wakxy, 2008. Quelle: Wikimedia Commons.
17. Januar 1974, Vientiane, Donnerstag
Morgens waren wir im Krankenhaus wegen der Pickel, die sich bei mir gebildet hatten. Die Behandlung hat 300 Kip (1 DM) gekostet. Wir haben uns mit der Ärztin unterhalten. Sie hatte 9 Jahre in Moskau studiert, auch Leningrad hat ihr gefallen. Dann habe ich ein paar Postkarten nach Deutschland geschrieben und verschickt. Anschließend haben wir unsere Wiedereinreisevisa für Thailand bei der thailändischen Botschaft abgeholt. (Weiter in die Volksrepublik China zu reisen war nicht möglich. In China war ja noch immer Kulturrevolution. Die Weiterreise nach Vietnam war auch nicht möglich. Dort tobte immer noch der Vietnamkrieg.)
Schließlich haben wir noch die Flugtickets von Luang Prabang nach Ban Houei Sai für 9.000 Kip (30 DM) pro Person gekauft. Ban Houei Sai ist die laotische Stadt am Mekong und an der Nordgrenze von Thailand, wo wir wieder nach Thailand einreisen wollten.
Abends haben wir im Centre Culturel Français den Film »Yeah, Yeah, Yeah« (A Hard Day's Night) von den Beatles gesehen, einen Film über die frühen Jahre der bekannten Musikergruppe Beatles und die Beatlemania, den ich schon 1964 in Berlin gesehen hatte. Der Film ist ein sehr sehenswertes Dokument über die Atmosphäre im Swinging London der 1960er Jahre, die ich direkt mitbekommen hatte, da ich damals in London zu Besuch war. Auch ich war damals beeindruckt von den Songs der Beatles und hörte immer ihre neuesten Hits im Radio in den "Schlagern der Woche". Meist kletterten ihre Songs in der Hitliste auf Platz 1. Die Texte ihrer frühen Songs waren oft recht einfältig, aber die englische Sprache und der Beat ihrer Musik übten eine große Faszination aus.
Danach habe ich noch einen Brief von Zhou Enlai (Premierminister der Volksrepublik China, 1898-1976) über die chinesisch-indische Grenzfrage im Himalaya mit Landkarten gelesen. Das war ein lang anhaltender Konflikt, der zu häufigen Grenzscharmützeln führte und zur dauerhaften Vergiftung der Beziehungen zwischen China und Indien beigetragen hat.
18. Januar 1974, Vientiane, Freitag
Am Morgen sind wir zum Mekong gegangen, wo wir zwei arbeitslose Jungen getroffen haben, die in einem Wat wohnten und manchmal morgens von den Mönchen noch etwas Reis abbekamen, wenn sie Glück hatten. Die Tempel (Klöster) erfüllten hier teilweise die Funktion von Schulen, in denen in Lao unterrichtet wurde, während in den Regierungsoberschulen noch in Französisch unterrichtet wurde. Die Jungen sympathisierten mit der kommunistischen Pathet Lao, da deren "Psychologie" besser sei. Sie sagten, die Jugend sei für den Sozialismus. Wir haben ihnen etwas Essen spendiert.
Nachmittags um 3 Uhr hatten wir einen Termin bei einem Leiter der Nao Lao Hak Sat (NLHS, Laotische Patriotische Front). Ihr militärischer Arm war die Pathet Lao (Lao Patriotic Forces). Die NLHS war die wichtigste Massenorganisation der 1955 gegründeten Kommunistischen Partei. Die NLHS hatte mehrere Gebäude in Vientiane. Wir waren in dem Haus gegenüber der Britischen Botschaft, der Soldat am Eingangstor war höchstens 15 Jahre alt. Dort empfing uns Phao Boumaphol, Membre de la délégation des Forces Patriotiques au Comité Mixte Central d'execution des Accordes. Er hat uns die Geschichte und das Programm der NLHS erklärt. In den befreiten Gebieten von Laos werde in den Schulen in Lao unterrichtet, die Preise für Lebensmittel seien dort viel billiger, der ausländische Konsumterror sei gestoppt. Landenteignung von Großgrundbesitzern gäbe es nur in Sonderfällen, da viel Land vorhanden sei und Neuland verteilt werden könne. Er erzählte uns, dass er vor kurzem 2 Westdeutsche aus einer Künstlergruppe zu Besuch hatte. Eine Art DDR-Kola wurde uns von schüchternen Mädchen gereicht. Zum Schluss bekamen wir noch Bücher geschenkt. Er sagte uns, dass wir die befreiten Gebiete nicht besuchen könnten, da die Warteliste lang sei, hohe Funktionäre aus der Sowjetunion, Besucher vom Roten Kreuz etc. hätten Priorität.
Unser Gesprächspartner hat uns für den Abend zu einer Filmvorführung eingeladen. Der erste Film bestand aus Nationaltänzen und Liedern. Der zweite Film zeigte eine Akrobatengruppe in den befreiten Gebieten, die erstklassige Kunststücke vorführte. Es wurde auch eine Naturhöhle gezeigt, in der eine Textilfabrik mit 300 Arbeitern untergebracht war. Höhlen spielten im Befreiungskampf eine große Rolle, da sie einen Schutz vor den Bombardierungen durch die US-Flugzeuge boten.
Im Januar 1974 gab es also 3 militärische Akteure in Laos. Erstens die laotischen Regierungstruppen, die die alte Monarchie verteidigen sollten und von den USA unterstützt wurden. Zweitens die kommunistische Pathet Lao, die von der Sowjetunion, der Volksrepublik China und von Nord-Vietnam unterstützt wurde und schon weite Teile von Laos kontrollierte. Und drittens die US-amerikanische Luftwaffe, die Stellungen der Pathet Lao bombardierte. Die Motivationslage schien mir in etwa so: Die laotischen Regierungstruppen waren nicht sonderlich motiviert, für den König zu kämpfen. Die US-Regierung hatte auch kaum noch Lust auf den teuren Krieg in Indo-China. Nur die Pathet Lao war äußerst motiviert und hatte die junge Bevölkerung auf ihrer Seite.
(Anmerkung: Im Dezember 1975 übernahmen die Kommunisten in Laos die Macht und beendeten die Jahrhunderte alte Monarchie. Die Volksrepublik Laos wurde gegründet, die auch den Zusammenbruch der Sowjetunion 1990 überdauerte.)
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19. Januar 1974, Vientiane - Kasi, Sonnabend
Heute haben wir Vientiane verlassen, um die Hälfte der Strecke nach der alten Königsstadt Luang Prabang zu schaffen. Wir sind morgens zum Evening Market gegangen und haben den Bus nach Vang Vieng für 1.000 Kip (3 DM) genommen. Der Bus war knackig voll. Die Landschaft auf dieser Strecke ist noch verhältnismäßig flach, die Vegetation ist tropisch, man kommt durch viele Dörfer, deren Häuser aus Bambus gebaut sind. Von Vang Vieng sind wir mit dem Taxi ins benachbarte Kasi für 600 Kip (2 DM) gefahren. Dort haben wir in einem leeren Haus übernachtet.
© Dr. Christian G. Pätzold, Januar 2025.
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2025/01/01
Das 3. Jahr des Ukrainekriegs (2024)
von Dr. Christian G. Pätzold
Was viele vor einem Jahr befürchtet hatten, ist leider eingetroffen. Der Krieg in der Ukraine zieht sich hin. Die russische Regierung besteht auf ihrer imperialen Größe. Und die Ukrainer bestehen auf ihrer Selbstbestimmung. Der Krieg in der Ukraine hat einen das ganze vergangene Jahr im Kopf beschäftigt. Durch die grauen Zellen spukten Drohnen, Raketen, Artillerie, Verletzte, Verstümmelte, Tote, Soldaten, Zivilisten. Es nahm kein Ende. Der russische Terror gegen die ukrainische Zivilbevölkerung war pausenlos, und das schon über 1.000 Tage lang. Und dann kamen auch noch der Gaza-Krieg und der Libanon-Krieg hinzu. An allem war die deutsche Regierung mit massiven Waffenlieferungen beteiligt. Das war sehr beunruhigend. Nicht nur, weil es die deutsche Bevölkerung viele Milliarden Euro kostet, und die deutsche Bundesregierung zum Zusammenbruch geführt hat, sondern weil die deutsche Bevölkerung zur Zielscheibe wird. Die deutsche Politik steckt in diversen Dilemmata.
Anfang Februar 2024 hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj den Oberbefehlshaber der Armee Walerij Saluschnyj gefeuert und Oleksandr Syrskyj als Oberbefehlshaber eingesetzt. Als Gründe wurden die Erfolglosigkeit der ukrainischen Armee an der Front und die gescheiterte Großoffensive angegeben. Gleichzeitig haben die Republikaner im US-Kongress eine große Finanzhilfe für die Ukraine blockiert. Als Urheber hinter dieser Blockade wurde der ehemalige US-Präsident Donald Trump vermutet. Die amerikanische Finanzierung der Ukraine schien schwierig zu werden, denn die Amerikaner haben andere Interessen als die Europäer, die durch den Krieg direkter betroffen sind.
Am 16. Februar 2024 kam die Nachricht, dass der russische Staatsfeind Nr. 1 Alexej Nawalny in einem Straflager in Sibirien nördlich des Polarkreises gestorben war. Damit hatte Präsident Wladimir Putin nach Prigoschin einen weiteren Gegner beseitigt. Ende Februar musste die ukrainische Armee die Stadt Awdijiwka in der Region Donezk räumen, da der russische Druck zu groß geworden war. Der französische Präsident Emanuel Macron überlegte öffentlich, ob man westliche Bodentruppen in die Ukraine schicken sollte. So schien man Schritt für Schritt in einen 3. Weltkrieg hinein zu rutschen. Postwendend drohte Putin wieder mit dem Einsatz von Nuklearwaffen gegen West-Europa. Die prorussischen Separatisten in Transnistrien haben Russland um Schutz gebeten.
Anfang März hat Papst Franziskus die Ukraine zur Kapitulation aufgefordert, um noch mehr Tote zu verhindern. Die Ukrainer dachten natürlich überhaupt nicht daran zu kapitulieren. Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat sich weiter geweigert, den Marschflugkörper Taurus an die Ukraine zu liefern, da der Einsatz nur mit deutschen Soldaten möglich sei, die aber keine Kriegsteilnehmer in der Ukraine werden sollten. Am 17. März 2024 hat sich Präsident Putin für weitere 6 Jahre als Präsident von Russland wählen lassen, mit 87,3 % der Stimmen. Bedeutete das 6 weitere Jahre Krieg in der Ukraine?
Deutschland steckte tief in einem hybriden Krieg mit Russland, der viele Milliarden Euro verschlang. Aber das wurde der deutschen Bevölkerung nicht klar von der Bundesregierung gesagt, um die Bevölkerung nicht aus ihrer Komfortzone zu schrecken. Man spielte business as usual. Irgendwann bald musste es aber die deutsche Bevölkerung an ihrer Verarmung merken.
Seit Ende März 2024 sprach auch die russische Regierung offiziell von "Krieg" mit der Ukraine, und nicht mehr nur von einer "militärischen Spezialoperation".
Am 22. März 2024 ereignete sich ein großer Terroranschlag auf ein Popkonzert in Krasnogorsk nordwestlich von Moskau. Über 130 junge Menschen wurden ermordet. Es gab ein Bekennerschreiben des Islamischen Staates (IS), die russische Regierung sprach von einer Beteiligung der Ukraine. Der Vorfall zeigte, dass Putin wahrscheinlich auch Feinde im islamischen Lager hatte.
Am 8. April 2024 wurden die ersten deutschen Soldaten in Litauen stationiert. Die deutschen Soldaten sollen zu einer dauerhaften Brigade von etwa 5.000 Soldaten ausgebaut werden. Die Stationierung von deutschen Soldaten in Brigadestärke direkt an der russischen Grenze zu Kaliningrad ist offensichtlich eine große Provokation. Angesichts der deutschen Geschichte erscheinen vielen deutsche Soldaten in Ost-Europa sehr problematisch.
Anfang Mai kündigte Putin an, er wolle taktische Atomwaffen nahe der Ukraine testen. Das war der Auftakt zu seiner 5. Amtszeit als Oberhaupt von Russland. Das steigerte natürlich nicht gerade das Wohlbefinden in der Ukraine. Aus Kiew wurde gemeldet, dass Präsident Selenskyj den Chef seiner Bodyguards entlassen hat, da einige seiner Bodyguards einen Mordanschlag auf ihn verüben wollten. Und Russland startete eine Offensive in der Region Charkiw.
Präsident Putin will die Heilige Rus von imperialistischer Größe wiedererrichten, einschließlich der Ukraine, wozu er sich schon mal mit der mächtigen Volksrepublik China als Verbündeter angefreundet hat. Die USA und Deutschland wollen die Ukraine dagegen zu einem westlichen NATO-Land machen. Diese beiden Positionen sind unvereinbar. Und dazwischen steckt das arme Opfer Ukraine. In dieser Situation kann der Ukrainekrieg noch lange andauern, wenn es auch mal Kampfpausen geben mag. Die Niederlande zum Beispiel haben damals im 16. und 17. Jahrhundert einen 80-jährigen Krieg gebraucht, um ihre Unabhängigkeit vom Deutschen Reich zu erkämpfen.
Seit Anfang Juni durfte die Ukraine westliche Waffen auch gegen russisches Gebiet einsetzen, eine Eskalation des Krieges. Mitte Juni hatte Putin einen Waffenstillstandsplan vorgelegt. Seine Bedingungen waren: Die Ukraine sollte endgültig der vollständigen Abtretung der 5 Provinzen Luhansk, Donezk, Saporishia, Cherson und Krim an Russland zustimmen. Außerdem sollte die Ukraine auf einen Beitritt zur NATO verzichten und militärisch abrüsten. Diese Bedingungen wurden natürlich von der Ukraine postwendend abgelehnt.
Ende Juni gab es eine Debatte über die 1 Million nach Deutschland geflüchteten Ukrainer:innen. Von Seiten der CDU wurde kritisiert, die Ukrainer:innen würden nicht arbeiten wollen und sich stattdessen auf der Hängematte Bürgergeld ausruhen. Außerdem wurde gefordert, die Ukrainer:innen wieder in die West-Ukraine zurückzuschicken, da es dort sicher sei. Die Debatte war hauptsächlich rechtspopulistische Rhetorik für das deutsche Publikum, um der AfD das Wasser abzugraben.
Die russischen Gleitbomben, die von Flugzeugen abgeschossen wurden, waren für die Ukraine ein Problem, da sie kaum abgefangen werden konnten. Anfang August ist die ukrainische Armee erstmals in russisches Gebiet einmarschiert, in den Regionen Kursk und Belgorod. Das genannte Ziel war die Destabilisierung Russlands. Russland konnte die Gebiete nicht halten und musste viele Menschen vor der vorrückenden ukrainischen Armee evakuieren. Das machte deutlich, dass es Russland an Soldaten fehlte. Anfang September hat Putin die Nato-Staaten davor gewarnt, der Ukraine den Einsatz von westlichen Raketen gegen russisches Gebiet zu erlauben. Ein solcher Einsatz von Raketen würde bedeuten, dass Russland die NATO als Kriegsgegner betrachtet.
Putin setzte auf das Ausbluten der Ukrainer. In der ukrainischen Armee gab es viele Gefallene, außerdem viele Verletzte und Verstümmelte, deren amputierte Gliedmaßen durch Prothesen ersetzt werden mussten. Ende Oktober wurde vom ukrainischen Geheimdienst gemeldet, dass Soldaten aus Nord-Korea für Russland in der besetzten Region Kursk kämpfen sollen. Es wurde von 20.000 Soldaten aus Nord-Korea berichtet. Präsident Putin und der nord-koreanische Diktator Kim Jong-un sind schon leit längerem befreundet, wahrscheinlich auch weil Putin Atomwaffenwissen an Nord-Korea liefert. Die Zahl der bisher getöteten und verletzten russischen Soldaten wurde von der NATO mit 600.000 angegeben.
Am 5. November 2024 hatte Donald Trump von den Republikanern die US-Präsidentschaftswahl gegen Kamala Harris von den Demokraten gewonnen. Er hatte angekündigt, die finanzielle und militärische Hilfe für die Ukraine zu beenden. In diesem Fall würden enorme zusätzliche Kosten auf die Europäer zukommen, wenn die Ukraine weiter im Krieg gegen Russland unterstützt werden sollte. Einen Tag später, am 6. November 2024, ist in Deutschland die Ampelkoalition aus SPD, Grünen und FDP zerbrochen. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat den Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) entlassen, der schon vorher häufig gegen die eigene Koalition geschossen hatte. Gründe für das Ampel-Aus waren vor allem die Kosten des Ukrainekriegs, verschiedene Ansichten zur Schuldenbremse im Grundgesetz, die Talfahrt der deutschen Wirtschaft und das absehbare Scheitern der FDP an der 5-Prozent-Hürde bei den nächsten Wahlen. Im Januar 2025 wollte Olaf Scholz im Bundestag die Vertrauensfrage stellen, Neuwahlen waren für März 2025 geplant. Dann wurde die Vertrauensfrage auf Dezember 2024 vorgezogen und Neuwahlen für Februar 2025 geplant.
Am 17. November 2024 hat US-Präsident Joe Biden den Einsatz von US-Raketen weit in russischem Gebiet erlaubt, um russische Militäranlagen auszuschalten, von denen russische Raketen auf die Ukraine abgefeuert werden. Die russische Seite hat postwendend mit dem Beginn des 3. Weltkriegs gedroht.
Anfang Dezember 2024 erklärte der ukrainische Präsident Selenskyj, die Ukraine wäre zu einem Waffenstillstand bereit, wenn die von Russland unbesetzten Gebiete der Ukraine unter Nato-Schutz gestellt würden.
Zum Schluss noch eine Anmerkung zum diesjährigen Hintergrundbild von www.kuhlewampe.net: Zu sehen sind rosafarbene Räucherstäbchen, zum Trocknen aufgestellt im Dorf Quang Phu Cau in der Nähe von Hanoi/Vietnam, nachdem sie in die Räucherlösung getaucht wurden. Das Foto ist von September 2022, Fotograf ist Trantuanviet. Quelle: Wikimedia Commons. Das Foto ist Bild des Jahres 2024 bei Wikimedia Commons. Mein Rat: Ein Räucherstäbchen anzuzünden ist ok. Aber zu viele Räucherstäbchen erzeugen zu viel Feinstaub, das sollte man vermeiden.
© Dr. Christian G. Pätzold, Januar 2025.
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